Wiederholte Flugversuche des Menschen in der fernen Vergangenheit scheiterten sowohl an den fehlenden technischen Mitteln als auch an dem Glauben der Menschen, dass der Himmel als Lebensraum den Göttern, Engeln und Dämonen vorbehalten sei und deshalb den Erdbewohnern verschlossen bleiben müsse.
Die wissenschaftlichen Grundlagen der Ballonfahrt - das Gesetz des Auftriebs - beruhen auf den Forschungen von Archimedes.
Auch Leonardo da Vinci hatte das Prinzip schon begriffen, als er der Erzählung nach zum Geburtstag des Papstes Leo X. Heiligenfiguren aus Papier über dem Feuer mit warmer Luft füllte und aufsteigen liess.
Erst im Jahr 1783 gelang der entscheidende Durchbruch
mit der wissenschaftlichen Erkenntnis, dass warme Luft nach oben steigt und
demnach ein leichtes Gas darstellt.
Festgestellt wurde diese Tatsache von den Gebrüdern Montgolfier im
südfranzösischen Provinzstädtchen Annonay bei Lyon.
Sie besassen als Inhaber einer grossen Papierfabrik ausreichende Finanzmittel,
um Versuche mit Warmluftballons durchzuführen. Sie entwarfen grosse
Leinenpapierballone, die mittels eines qualmenden Strohfeuers aufgeheizt wurden
und sich in die Luft erhoben.
Eigentlich begann aber alles erst so richtig, als am 4. Juni 1783 als die Gebrüder Jacques-Étienne und Joseph-Michel Montgolfier auf dem Marktplatz des kleinen Städtchens Annonay im Süden Frankreichs ihr Gebilde aus Papier und Stoff zwischen zwei hohen Holzmasten aufbauten. Es war das Gerücht aufgekommen, dass die Gebrüder etwas noch nie da gewesenes an diesem Morgen vorführen wollten. Aus diesem Grund strömte eine grosse Menschenmenge auf den Marktplatz von Annonay um an diesem Spektakel teilzunehmen. Sie wurden nicht enttäuscht, denn gegen 12 Uhr Mittags erlebten sie den ersten Start eines Körpers schwerer als Luft und gleichzeitig auch den ersten Start eines Heissluftballons.
Der Ballon wurde mit ölgetränktem Holz, Papier, feuchtem Stroh und Stoff befeuert. Damals war man der irrigen Meinung, dass der Rauch (und nicht unbedingt die warme Luft) für den Auftrieb sorgte. Also verbrannte man alles, was stark rauchte.
Am 19.
September 1783 starteten vor 130.000 Zuschauern die ersten Passagiere: ein
Hahn, eine Ente und ein Hammel. Man war gespannt, ob und wie diese Tiere die
Reise durch die Luft überstehen würden.
Gegner und Befürworter entwickelten die kompliziertesten, aber durchaus
ernstgemeinten Theorien übe die Gefährlichkeit höherer Luftschichten.
Nach der Landung hatte der Hahn einen gebrochenen Flügel, und es entspann sich
sofort eine erhitzte Debatte über die Ursache.
Eine Regierungskommission untersuchte diesen Vorfall, und man kam schliesslich
zu der Überzeugung, dass der Hammel bei der Landung vor lauter Aufregung dem
Federvieh auf den Flügel getreten hatte. Damit war der Weg endlich frei für
den Aufstieg mit menschlichen Passagieren.
Die Kunde vom ersten Start eines Ballons gelangte schnell nach Paris und so
wurden die Gebrüder Montgolfier vom damaligen König Ludwig XVI eingeladen
einen Start in Paris zu wiederholen.
Es war vorgesehen, dass der Ballon erstmals und als besondere Attraktion, zu
Ehren des Königs mit Personen in die Luft gehen sollte. Vorgesehen waren
hierfür zwei zum Tode verurteilte Sträflinge.
Auf
Intervention des Adels, der der Auffassung war, dass man bei so einem
Weltereignis nicht Sträflinge nehmen sollte, entschlossen sich dann der Marquis
de Arlandes und der Pilâtre de Rozier den Start mit dem Ballon zu
wagen.
Der Start erfolgte am 21. November 1783, an einem kühlen Novembermorgen aus den
Schlossanlagen von Versailles und endete nach einer ruhigen Fahrt, über ganz
Paris hinweg, ohne Probleme in der Gegend von Compiegne, 8 Km vom Startplatz
entfernt.
Die "Aeronauten" wurden gefeiert wie Helden. Es folgte ein Erlass, dass nur noch Adlige eine Ballonfahrt machen dürfen. Damit die Ballonpiloten nicht gegen diesen Erlass verstossen, unterzieht sich noch heute jeder Passagier symbolisch nach der ersten Ballonfahrt, einer solchen Erhebung in den Adelsstand mit einer zünftigen Taufe.
Da man sich in Paris von einem kleinen Provinzstädtchen
nicht die Schau stehlen lassen wollte, experimentierte dort Prof. Jacques
Alexandre Charles mit wasserstoffgefüllten, gummierten Baumwollballonen.
Auch Prof. Charles wollte mit seiner Gasblase nicht abseits stehen. Noch im
selben Jahr konnte Charles vor etwa 100000 staunenden Zuschauern seine
"Gasblase" vorführen. und erreichte beim ersten bemannten Aufstieg mit
seinem Gasballon, nachweislich eine Höhe von 3000 m.
Früheres
Ballonmaterial hatte seine Tücken, und die Geschichte der Ballonfahrt ist
gespickt mit spektakulären Unfällen. So bestand das Hüllenmaterial der
kunstvoll geschmückten Montgolfieren aus leinenverstärktem Papier und war
extrem feuergefährdet.
Da man damals noch den Auftrieb mit Hilfe eines qualmenden Strohfeuers erzeugte,
ist so manches stolze "Luftschloss" ein Opfer der Flammen geworden.
Aus diesen Gründen verschwanden die Montgolfieren recht bald wieder von der
Bildfläche.
Erst durch moderne Textilien mit Kunststoffbeschichtung und die Anwendung von hochenergetischen Flüssiggasen wurde dem Heissluftballon Ende der 60er Jahre eine ungeahnte Renaissance zuteil.
Die Gasballone, die sich nur unwesentlich von den heutigen Gasballonen unterscheiden, überdauerten die Zeiten.
Nach den
Brüdern Montgolfiere werden heutige Heissluftballone auch
"Montgolfière" genannt,
zu Ehren von Prof. Charles heissen Gasballone "Charlière".
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Die Historische Zeitschiene |
1512 | Leonardo da Vinci beschäftigt sich mit Flugmaschinen, Heiligenfiguren schweben getragen von heisser Luft. | ||
1670 | Theoretische Ausarbeitung von Francesco Lana, Luftschiffprojekt nach dem "Leichter- als- Luft" Prinzip, durch grosse luftentleerte Kugeln. | ||
1709 | Laurenco de Guasmo experimentiert mit einem Ballonmodell am Hofe von Portugal. | ||
1766 | Der Wissenschaftler Cavendish experimentiert mit Wasserstoffgas und erkennt die prinzipielle Verwendungsmöglichkeit zum Befüllen von Ballonen. | ||
1783 | Die Gebrüder Montgolfier bauen einen Heissluftballon und lassen am 5. Juni erstmals öffentlich einen unbemannten Heissluftballon in Annonay bei Lyon aufsteigen. | ||
1783 | Am 19. September wird ein Hahn, ein Schaf und eine Ente in einer Montgolfiere gestartet. | ||
1783 | Am 21. September ereignet sich der erste Freistart von Menschen in einer Montgolfiere. Die Landung von Pilatre und d´Arlandes erfolgte nach 25 Minuten. | ||
1783 | Mit einem Gasballon erreichen Prof. Charles und Robert eine zweistündige Fahrt von 36 km über Paris. | ||
1785 | Erste Todesopfer der Luftfahrt. Rozier, der erste Mensch am Himmel, wollte den Ärmelkanal mit einer Kombination aus Heissluft- und Gasballon überqueren. Die "Roziere" explodierte kurz nach dem Start. | ||
1840 | Charles Green plant eine Atlantiküberquerung mit dem Ballon. | ||
1850 | Aufstieg eines Ballons bis auf 7500 m zur Erforschung der oberen Luftschichten. | ||
1858 | Der Französische Arzt Nadar fertigte die ersten Luftbilder an. | ||
1870 | Zahlreiche Ballonaufstiege aus dem von Deutschen belagerten Paris, es wird ein regelmässiger Flugpostdienst versucht. | ||
1894 | Berson misst in einer Höhe von 9155 Metern eine Temperatur von - 47°C. | ||
1897 | Nordpolexpedition des Schweden Andree mit zwei Begleitern scheitert in der Eiswüste. | ||
1909 | Internationale Luftfahrtausstellung in Frankfurt. Während der einhunderttägigen Ausstellung werden 431 Freiballonaufstiege unternommen. | ||
1913 | Ferdinand Eimermacher fährt mit dem Ballon in ca. 6 Stunden von Münster nach Königsberg. Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt 148 km/h. | ||
1914 | Berliner Streckenweltrekord im Gasballon, 3.052 km | ||
1957 | Potthast und Eckert überqueren erstmals an einem Tag die Alpen von Augsburg nach Genua über eine Entfernung von 462km. | ||
1962 | Ballonexpedition nach dem Vorbild von Jules Verne in Tansania und Kenia, Dauer mehrere Wochen. | ||
1974 | Der Brite Nott stellt den Höhenweltrekord für Heissluftballone mit 13.971 m auf. | ||
1976 | Erste Weltmeisterschaften der Gasballone in Augsburg. | ||
1978 | Abruzzo, Anderson und Newmann überqueren erstmals im Ballon den Atlantik. | ||
1999 | Erste Weltumrundung im Ballon durch Brian Jones und Bertrand Picard. |